Heute gehört er bei Malerarbeiten mit zum wichtigsten Werkzeug: der Pinsel. Inzwischen gibt es ihn in verschiedenen Formen und mit verschiedenen Besätzen. Vom Naturhaar-Pinsel bis hin zu modernen Malerpinseln aus Kunsthaar. Ihnen allen gemeinsam ist der lange Weg, den sie hinter sich haben. Im ersten Teil unserer Serie „Pinselkunde“ nehmen wir Sie mit auf eine spannend Reise in die Vergangenheit – zu den Ursprüngen des Pinsels.
Globaler Erfolg: Der weltweite Siegeszug des Pinsels
Bei Ihrer Arbeit gehört der Pinsel ganz selbstverständlich dazu. Betrachten Sie Ihren Malerpinsel aus Kunsthaar oder den Naturhaar-Pinsel beim nächsten Mal etwas genauer. Kaum vorstellbar, dass schon unsere Vorfahren Pinsel nutzten – allerdings in etwas anderer Form als heute.
Schon vor mehr als zehntausend Jahren begannen sie damit, Ihr Heim zu verschönern oder Erinnerungen bzw. Gefahren in Bildern festzuhalten. Das belegen Höhlenmalereien in Nordspanien oder Südfrankreich. Für uns heute undenkbar: Die damals verwendeten Pinsel bestanden lediglich aus Röhrenknochen, in die ein paar Tierhaare eingesetzt wurden.
Das wandelte sich vor 3500 Jahren. Die Ägypter verwendeten sowohl Pinsel aus Papyrusfasern als auch Echthaarpinsel und Borstenpinsel. Mit solchen Pinseln wurden unter anderem die Hieroglyphen gezeichnet. Auf der anderen Seite des Mittelmeeres benutzen die alten Griechen und Römer ebenfalls Pinsel. Allerdings vorwiegend, um Gegenstände zu verzieren. Diesen Pinseln standen, die von den Germanen verwendeten – eher rudimentären – Pinsel aus zerfaserten und zusammengebundenen Holzstäbchen gegenüber. In China wurden bis 200 v.Chr. Bambuskiele als Schreibwerkzeug verwendet. Das änderte sich mit der Entwicklung der ersten Naturhaar-Pinsel. Durch die flexible Spitze der Echthaarpinsel konnte man unterschiedlich starke Striche und Linien erzielen.
Vom Besen zum modernen Pinsel: Die Entwicklung des Pinsels
Im neunten Jahrhundert wurde das Anwendungsgebiet immer größer. Jetzt wurden nicht nur Ziergegenstände wie Vasen gestrichen. Man begann, ganze Häuser zu streichen – und zwar von innen und außen. Die damals genutzten Gerätschaften erinnerten vermutlich aber eher an einen Besen als an heutige Pinsel.
Eine entscheidende Weiterentwicklung hat der Pinsel dann zu Beginn des zehnten Jahrhunderts erfahren. Durch die Verwendung eines Stiels sowie Dachshaaren als Besatz und Fäden als Bindung, wurden die Pinsel immer weiter verbessert. Die ersten Grundier- und Konturierpinsel entstanden. Bei dieser Pinsel-Herstellung beschränkte man sich nicht mehr auf die Knochen von an Land lebenden Tieren. Stattdessen verarbeitete man auch Federkiele unterschiedlicher Vögel. Auch die verwendeten Besätze vervielfältigten sich zu dieser Zeit.
Neben den Haaren von Nutztieren wie dem Schwein, dem Pferd oder der Ziege wurden auch die Haare von kleineren Tieren wie Eichhörnchen, Otter oder Dachs gesammelt und verarbeitet. Durch die wachsende Vielfalt unterschied man schon im 18. Jahrhundert zwischen Haar- und Borstenpinseln, unterschiedlichen Größen und Spezialpinsel.
Für jede Anwendung der passende Pinsel
Diese Pinsel wurden bis ins 19. Jahrhundert verwendet. Durch die Industrialisierung entstanden für unterschiedliche Anwendungen entsprechende Pinsel. Diese speziellen Pinsel eignen sich beispielsweise zum Lackieren oder für Malereien mit Öl oder Acryl. Zu dieser Zeit entwickelte man außerdem weitere Spezialpinsel, die unter anderem für Vergoldungen verwendet wurden.
Heute sind die Anwendungsgebiete deutlich größer. Entsprechend sind auch die Anforderungen gestiegen. Und auch der Bestand an natürlich zur Verfügung stehenden Naturborsten schwindet. Deshalb werden neben den natürlichen Rohstoffen wie Tierhaar und Borste auch Kunstfasern oder ein Mix aus Kunst- und Naturfaser verwendet.
Geschichte des Pinsels in Deutschland: Von Pinsel-Herstellung und Pinselmachern
Mitte des 18. Jahrhunderts stellten Maler und Künstler ihre Pinsel noch selbst her – ein aufwendiger und zeitintensiver Prozess.
Der Schreinermeister Johann Caspar Bühler verkaufte als einer der Ersten gefertigte Pinsel an Maler und Künstler. Er gilt als Begründer des Handwerks der Pinselmacher.
Für die Pinsel-Herstellung sammelte man zunächst die benötigten Haare oder Borsten und sortierte diese von Hand. Der Pinselmacher war damals der Bäcker. Der säuberte und kochte die Haare und Borsten. Dann band er sie zu Bündeln zusammen und trocknete sie im Ofen. Durch die Hitze ging die Sichelform verloren und die Pinsel richteten sich gerade aus.
Harte Konkurrenz für Pinsel durch moderne Malerwerkzeuge
Durch die heutigen vielfältigen Anwendungsbereiche vergrößerte sich auch die Auswahl unterschiedlicher Pinsel und Bürsten. In den letzten Jahrzehnten haben Pinsel harte Konkurrenz bekommen: Moderne Farbroller und Spritzgeräte. Farbroller sind durch ihre einfache Anwendung und Eignung für große Flächen eine Arbeitserleichterung und werden von Profis und Laien verwendet. Airlessgeräte werden hauptsächlich im Profihandwerk eingesetzt.
Trotz der Konkurrenz durch Farbroller oder Spritzgeräte: Als Malerwerkzeug ist er unersetzbar. Und das aus gutem Grund. Er gelangt auch an schwierige Stellen und ermöglicht einen präzisen Farbauftrag. Außerdem ist er unterschiedlichen chemischen Anforderungen gewachsen. Beispielsweise den verschiedenen Basen von Streichmedien. Neben dem Malerhandwerk hat er im Laufe der Zeit seinen Weg auch in die Industriebetriebe gefunden. Auch dort ist er inzwischen zu einem unverzichtbaren Werkzeug geworden.
Fazit
Egal ob Naturhaar-Pinsel, Kunsthaarpinsel oder Malerpinsel. Der Pinsel, wie wir ihn heute kennen, hat eine lange Geschichte und viel Weiterentwicklung hinter sich: von den Pinseln unserer Vorfahren aus Röhrenknochen und Tierhaaren bis zum modernen Pinsel aus Echthaar oder Kunsthaar. Behauptet hat er sich trotz wachsender Konkurrenz immer weiter. Damals wie heute ist er eines der unentbehrlichsten Werkzeuge in Industriebetrieben, im privaten Umfeld oder auf Profi-Baustellen.
Erfahre in Teil 2 unserer Pinselkunde-Reihe aus welchen grundlegenden Bestandteilen sich der moderne Pinsel zusammensetzt.