Bereits seit einem Jahr begleitet uns nun das Corona-Virus. Dies hat nicht nur Auswirkungen auf unseren Alltag, sondern auch auf die zukünftige Entwicklung verschiedener Branchen – auch auf die Handwerksbranche. Trendforscher Peter Wippermann hat seine Trendmap Handwerk, die er bereits für die Internationale Handwerksmesse 2019 zusammen mit der Gesellschaft für Handwerksmessen mbH entwickelt hat, aktualisiert und in einem Corona-Update an neue Aufgaben und Herausforderungen angepasst. Dabei zeigt sich, dass Veränderungen auch Chancen mit sich bringen. Wir haben die acht neuen Handwerkstrends und Wachstumsfelder in unserem eberBLOG für Sie zusammengefasst.

Das Corona-Update der Trendmap Handwerk mit seinen acht neuen Wachstumsfeldern
Das Corona-Update der Trendmap Handwerk mit seinen acht neuen Wachstumsfeldern dargestellt in gelb.
Quelle: trendmap-handwerk.de

Schutz der Gesundheit und soziale Distanz als neue Normalität – New Normal

Der Schutz der Gesundheit ist durch die Corona-Pandemie noch weiter in den Vordergrund gerückt. Dabei spielt soziale Distanz eine große Rolle zur Minimierung des Gesundheitsrisikos und das wirkt sich auf die Beziehung zwischen Kunden und Handwerksbetrieben aus. Auch nach dem schrittweisen Hochfahren der Wirtschaft werden die Kunden durch ein neues Bewusstsein für eigenes Wohl und Sicherheit weiterhin zurückhaltend bleiben. Eine Rückkehr zum alten „Status Quo“ ist unwahrscheinlich. Vielmehr wird es eine neue Normalität im Arbeitsalltag geben, in der die Themen Digitalisierung, Arbeitssicherheit im Betrieb und transparentes Gesundheitsmanagement einen so hohen Stellenwert haben, dass sie unter Umständen auch Wettbewerbsvorteile schaffen können. 

Flexibles, ortsungebundenes Arbeiten – Remote Working

Durch Kontaktverbote, Ausgangsbeschränkungen und soziale Distanzierung zum Schutz der Gesundheit war es so nötig wie noch nie digital und flexibel aufgestellt zu sein um die Organisation des Betriebes aufrecht zu erhalten. Sowohl die Kommunikation als auch der Zugriff auf Firmennetzwerke wurden in vielen Unternehmen von zuhause erledigt. Dabei gewinnen besonders das gemeinsame Engagement und die Haltung eines Unternehmens zu modernen Kommunikationsformen an Bedeutung.

Gesundheitssicherheit bekommt eine zentrale Bedeutung – Distance Disco

Zwei Handwerker tragen eine Maske während sie im Freien einen Holzbalken an seine Stelle setzten.
©touristikfoto – stock.adobe.com

Um die Gesundheit von Kunden und Mitarbeitern zu schützen und gleichzeitig den Betrieb vor einer Quarantäne zu bewahren, müssen Unternehmen auf strenge Präventions- und Arbeitsschutzmaßnahmen achten. Diese betreffen sowohl die Zusammenarbeit und Arbeitsplatzgestaltung, als auch Arbeitsmaterialien sowie Sanitär- und Pausenräume. Sicherheitsabstände müssen eingehalten werden, regelmäßiges Lüften und Desinfizieren berührungsintensiver Bereiche und Werkzeuge werden zur Selbstverständlichkeit. Das Messen der Körpertemperatur und Selbsttests sind eine zusätzliche Möglichkeit zur Verhinderung der Ausbreitung des Virus im eigenen Unternehmen.

Minimierung von Kosten – Cost Cutting

Die wirtschaftliche Krisensituation macht es nötiger Finanzen zu prüfen, Kosten zu reduzieren und Liquidität zu sichern. Darüber hinaus ist es sinnvoll auch die Organisation der Arbeit zu überdenken um auch die langfristigen Ziele des Unternehmens im Blick zu behalten. Viele Handwerksbetriebe sehen in der Digitalisierung eine Chance durch die Nutzung digitaler Prozesse die Flexibilität und Wirtschaftlichkeit des Betriebs zu optimieren. Für die digitale Transformation gibt es zudem staatliche Förderkredite der KfW. Handwerksunternehmen mit weniger als 100 Mitarbeitern haben die Chance auf eine go-digital Förderung vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie. Gefördert wird die Erschließung neuer Märkte und Kunden durch Nutzung digitaler Medien und Strategien, Digitalisierung von Geschäftsprozessen sowie die Sicherung der hierzu erforderlichen IT-Systeme und -Infrastrukturen.

Persönliche Gespräche auf Distanz mit Blickkontakt – Videokonferenzen

Auch wenn persönliche Treffen nicht möglich sind, ist der Kontakt zu Kollegen, Kunden und Bewerbern besonders wichtig. Dabei ist ein Austausch über Video persönlicher als ein Telefongespräch. Videokonferenzen sind nicht nur anschaulicher und emotionaler, sondern sparen auch noch Zeit und somit Geld. Die einfache Handhabung über gängige Plattformen, wie z.B. Skype, Zoom oder Microsoft Teams, ist ein zusätzlicher Pluspunkt dieser Art von Kommunikation. Meist reicht ein Klick um an der Videokonferenz mit einer oder gleich mehreren Personen teilzunehmen. Auch die räumliche Distanz spielt bei dieser Art von Gesprächen keine Rolle mehr. Videokonferenzen ermöglichen virtuelle Nähe, sparen Zeit, Geld und schonen die Umwelt.

Kundenservice über Entfernungen hinweg – Remote Support

Kundenservice erfolgt mit Hilfe von Augmented Reality über ein Tablet - am Beispiel einer Maschine.
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Durch soziale Distanzierung im Zuge der Corona-Krise kann dem Kunden oft nicht direkt vor Ort geholfen werden. Über Remote Support ist es Handwerkern möglich ihre Branchenkenntnisse mit digitalen Serviceangeboten zu verknüpfen und schnell flexible Services aus der Distanz heraus anzubieten. Dabei können dem Kunden unter Zuhilfenahme digitaler Werkzeuge zielführende Instruktionen eines Fachmanns in Echtzeit übermittelt werden. Solche digitalen Werkzeuge können z.B. interaktive Videos und Datenübertragungen sein, oder auch Augmented Reality, also die computergestützte Erweiterung der physischen Realität um digitale Zusatzinformationen, z.B. über ein Smartphone. Das führt dazu, dass z.B. Reparaturen, Wartungen, Qualitätsprüfungen oder Instandhaltungen von Maschinen und Anlagen gemeinsam mit dem Kunden auch über weite Entfernungen hinweg erfolgen können. Das ist nicht nur einfach und bequem für den Kunden, sondern spart auch Zeit und vermeidet unnötige Kosten. Somit kann Remote Support nicht nur im Lockdown helfen, sondern auch die Serviceangebote in der Zukunft bereichern.

Mehr Hygiene über berührungslose Technologien – Touchless Technology

Auch wenn bislang noch nicht bekannt ist, wie lange das Corona-Virus auf Oberflächen überleben kann, gilt der Kontakt mit öffentlich genutzten Flächen inzwischen als Gefahrenzone. Somit geht der Trend nicht nur zu berührungslosen Schaltern und Türen, sondern auch zu berührungslosen Technologien. Das bedeutet, dass unmittelbare physische Interaktionen mit z.B. Schaltern, Armaturen oder Türen durch Bewegungssensoren, Sprachsteuerung oder Smartphones vermieden werden können. Durch solche nutzerfreundlichen und vor allem hygienischen Technologien entsteht für das Handwerk im Innenausbau, in der Elektrotechnik und Sanitärtechnik ein ganz neuer Markt – sowohl in Unternehmen und öffentlichen Bereichen als auch in Privathaushalten.

Mehr Respekt und Solidarität – Anti-Rassismus

Hass und rassistisch motivierte Straftaten haben in den letzten Jahren zugenommen. Auch im Handwerk soll sich deshalb mehr mit Anti-Rassismus beschäftigt werden. Der Anti-Rassismus-Trend steht für Respekt und Solidarität mit allen Menschen, unabhängig von Ihrer Hautfarbe, Religion oder Staatsangehörigkeit. Rassistische Äußerungen von Kunden oder Mitarbeitern sollen nicht einfach kommentarlos übergangen werden.  Intoleranz, Diskriminierung und Ausgrenzung aufgrund von äußerlichen Merkmalen oder Akzent soll mit einer klaren Haltung gegen Fremdenfeindlichkeit und Hass begegnet werden. Anti-Rassismus muss gelernt, geübt und vor allem gelebt werden.

Quelle: trendmap-handwerk.de/

Quelle Titelbild: ©Hurca! – stock.adobe.com

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