Im dritten Teil unserer Pinselkunde-Serie schauen wir uns den wichtigsten Teil des Pinsels genauer an: den Besatz. Egal ob Pinsel mit reiner Borste, Naturhaarpinsel oder Pinsel aus Kunsthaar. Heute gibt es verschiedenste Besatzformen. Welche in der Pinsel-Produktion hergestellt werden, verraten wir in diesem Artikel.

In unserem Artikel zum Pinselaufbau, haben wir uns den allgemeinen Aufbau eines Pinsels näher angeschaut. Besonders wichtig: Der Besatz. Je nachdem, welche Besatzform verwendet wird, eignet sich der Pinsel für verschiedene Anwendungsbereiche. Der Besatz des Pinsels spielt also eine entscheidende Rolle. Bei den unterschiedlichen Besatzarten kommen in der Regel reine Borsten, Kunstfasern, ein Kunstfaser-Borstenmix sowie verschiedenes Echt- bzw. Kunsthaar zum Einsatz. Für speziellere Anwendungen nutzt man in der Pinsel-Herstellung auch gerne Besätze aus Kokos oder Tampico.

Von echt bis künstlich: Borsten für hochwertige Pinsel

Verschiedene Pinsel-Besätze aus Borste in braun, hell,  rot und schwarz

Reine Borste

Die reine Borste besteht zu 100% aus Borsten des im Freien lebenden Hausschweins, welches vorwiegend in China gezüchtet wird. Die Fasern laufen nach vorne hin konisch zu und sind in den Spitzen mehrfach fein gespalten. Die Außenhaut ist schuppig und ähnlich wie ein Schachtelhalm aufgebaut. Vor dem Einsatz in der Pinsel-Produktion werden die Borsten in eine konisch zulaufende Metallhülse gepresst, gekocht und zuletzt in Umluftöfen getrocknet. Dadurch erhalten sie eine gerade Form.

Borsten mit guter Qualität wurden mehrfach gekocht und getrocknet. Schweineborsten werden in den Farben hell, schwarz, grau und rotbraun verwendet. Diese Besatzart eignet sich vor allem für das Arbeiten mit lösemittelhaltigen Medien. Die Verarbeitung wasserbasierter Farben und Lacke verursacht ein starkes Aufspreizen der Fasern. Deshalb eignet sich reine Borste für diese Streichmedien entsprechend weniger.

Reine Kunstfaser

Viele neue Farb- und Lackgenerationen sind auf wasserverdünnbarer Basis aufgebaut. Für diese Streichmedien eignet sich ein Besatz aus reinen Kunstfasern. Dieser bietet im Vergleich zur Naturborste einerseits den Vorteil, dass sich der Besatz nicht abnutzt – die Länge der Kunstfasern bleibt auch nach häufiger Benutzung gleich. Der grundlegende Nachteil von synthetischen Fasern liegt andererseits darin, dass diese weniger Farbe aufnehmen und halten können.

Kunstborsten der neuen Generation werden daher als eine Mischung aus Hohlkammermaterial, dichten Fasern und verschiedenen Faserlängen hergestellt. Dadurch weisen sie ein besseres Farbhaltevermögen auf. Erhältlich ist dieser Besatz in unterschiedlichen Farben. So kann er noch individueller angepasst werden. Beispielsweise an die Corporate Identity eines Unternehmens. Diese Besatzart eignet sich, anders als die reine Borste, nur bedingt für das Arbeiten mit lösemittelhaltigen Medien.

Kunstfaser-Borstenmix

Wie der Name des Kunstfaser-Borstenmix Besatzes schon andeutet, handelt es sich hier um eine Mischung aus Synthetik- und Naturborsten. Durch das Mischen der beiden Besatzarten erhält man einen Besatz, der sich standardmäßig für die meisten Mal- und Lackierarbeiten einsetzen lässt. Man kann mit ihm sowohl wasserbasierte als auch lösemittelhaltige Medien verarbeiten. Erhältlich ist diese Besteckung in einer hellen, schwarzen oder grauen Variante.

Haare: Für feinste Malerpinsel

Jeder Kopf mit einem anderen Pinsel-Besatz: Verschiedene Pinselköpfe mit unterschiedlichem Besatz aus Natur- und Kunsthaar

Echthaar

Für Naturhaarpinsel ist ein Besatz aus Echthaar notwendig. Dafür werden meist Rotmarder-, Pony- oder Rindhaare benutzt. Diese Besatzart generiert einen sehr feinen und präzisen Farbauftrag. Pinsel mit Echthaarbesatz nutzt man deshalb hauptsächlich in der Künstlerbranche. Außerdem eignen sich Besätze aus Echthaar sehr gut für das Arbeiten mit Acryl-, Öl- und Aquarellfarben – ein weiterer Aspekt, der sie sehr attraktiv für Künstler macht.

Kunsthaar

Feiner Pinselkopf mit Pinsel-Besatz aus hellem Kunsthaar

Pinsel mit einem Besatz aus Kunsthaaren werden für ähnliche Tätigkeiten genutzt wie Echthaarpinsel. Aufgrund der Eigenschaften der Kunsthaare werden Pinsel mit Kunsthaarbesatz gerne von Kindern und im Schulunterricht verwendet. Die Synthetikhaare behalten auch nach mehrfachem Waschen ihre ursprüngliche Form. Sie zeichnen sich auch durch ihre besonders hohe Strapazierfähigkeit aus.


Spezialbesätze: Für Pinsel in besonderen Anwendungsbereichen

Kokos

Bei der Naturfaser Kokos denken sicherlich die wenigsten an Pinselbesatz. Bekanntere Produkte aus Kokos sind Fuß- oder Pflanzmatten. Die Kokosfaser, die auch Coir genannt wird, ist die fasrige Umhüllung der Kokosnuss. Die Fasern haben eine weißliche bis braune Farbe. Kokos eignet sich aber auch ideal für Bürsten und Pinsel mit diesem Besatz. Spezialbesätze aus Kokos sind sehr robust und im Vergleich mit anderen Besteckungen sehr dick. Sie eignen sich durch ihre Nassfestigkeit besonders für Arbeiten mit längerem Wasserkontakt. Die Faser kann sowohl unbehandelt als auch geölt verarbeitet werden.

Nylon

Bei Nylonborsten handelt es sich um einen robusten und starren Kunststoffbesatz. Für den Auftrag benötigt man bei den starren Borsten mehr Druck. Deshalb eignet sich der Besatz eher für robuste Oberflächen, bei denen ein stärkerer Abrieb gefragt ist. Nylon gibt es in unterschiedlichen Farben, in der Regel werden aber weiße Besätze verarbeitet. Besteckungen aus Nylon werden besonders bei Pinseln verwendet, die in industriellen Unternehmen beispielsweise im Bereich der Reinigung Anwendung finden.

Tampico/Fibre

Tampico (auch: Tampico-Fibre, Fibre oder Mexicofibre) ist eine Naturfaser, die aus den Blattrippen bestimmter Agavenpflanzen gewonnen wird und blassgelb gefärbt ist. Die Agavenpflanzen werden in zwei unterschiedlichen mexikanischen Gebieten angebaut. Dadurch haben sich bei den Fasern unterschiedliche Eigenschaften ausgebildet. Fasern aus dem Anbaugebiet Jaumave sind dünner, glatter und weicher als Fasern aus Lechuguilla. Die Fasern besitzen eine äußerst hohe Widerstandskraft gegenüber Säuren, Laugen oder Hitze. Außerdem ist Tampico sehr elastisch, kann aber auch sehr viel Wasser aufnehmen. Aus diesem Grund eignen sich die Tampico-Fibre sehr gut für Scheuerbürsten und Schrubber sowie Bade-, Massage- und Spülbürsten.

Fazit

An Pinsel werden die unterschiedlichsten Anforderungen gestellt. Von präzisem Farbauftrag bei künstlerischen Malerpinseln bis zum robusteren Pinseln für Maler- oder Reinigungsarbeiten im Profi-Handwerk. Egal welcher Anwendungsbereich. Entscheidend ist der richtige Besatz. Er ist das Herzstück des Pinsels. Egal ob Echthaar, Borsten, künstlichen Fasern oder spezielle Besätze aus Kokos oder Tampico. Mit dem richtigen Besatz sind Pinsel für fast jeden Einsatz geeignet.

Im vierten Teil unserer Pinselkunde-Reihe schauen wir uns die moderne Pinselproduktion genauer an.

Nächster ArtikelPinsel-Produktion mit Tradition: Die Friedrich Eberlein GmbH